Lesung von einem Zahnarztstuhl

Lesung von einem Zahnarztstuhl

Veranstaltungsbericht von Seekadett Nussbücker

Unter diesem Motto lud uns Marine-Stabsarzt Dr. Henry in seine heiligen Hallen. Als ich diese zusammen mit meiner Liebe betrat, umfing uns der einer Zahnarztpraxis eigene Duft. Bis gerade eben noch hatte Dr. Henry genau hier das getan, was ein Meister seines Fachs an einem solchen Orte zu tun pflegt. Nun aber traten er und seine bezaubernde Assistentin uns entgegen, um meine Liebe und mich herzlich willkommen zu heißen.

Ein mir dargebotenes, von Braumeister Peter Görendt frisch gezapftes Meck sorgte zudem dafür, dass ich meine diesem Orte geschuldete Scheu rasch wie erfolgreich bekämpfte. Doch nicht nur für herzhaften Trunk durch das Beste aller Biere war gesorgt. Kombüsen-Chef Obermaat Stefan stellte einen herzhaften Imbiss zur Verfügung, bestehend aus knackigster Bockwurst mit frischem Brot oder Brötchen, Gürkchen und Senf. Diesen Freuden durfte ich mich jedoch zunächst noch nicht zuwenden – niemals Essen vor der ersten Schicht, lautet einer meiner Grundsätze als Vorleser. Denn als solcher war ich, an der Seite meiner Liebe, heute hier an der Arbeit. Zumindest ein paar Salzstangen – ideal zum frischen Meckatzer – gönnte ich mir zur Stärkung.

Dr. Henry hatte seinen Behandlungsraum bestens vorbereitet. Der Behandlungsstuhl war mir vorbehalten, meine Liebe nahm auf einem weiteren derartigen Möbel – obendrein eines mit antiquarischem Wert – ihren Arbeitspatz ein. Für das Publikum lagen rings um uns herum rote Sitzkissen ausgebreitet.

Zunächst brachten Anke und ich je eine Kurzgeschichte, welche das Publikum mit herzlichem Applaus bedachte. Ich genoss es, zum allerersten Mal in meinem Leben auf einem zahnärztlichen Behandlungsstuhl und obendrein in originaler Behandlungs-Position meine Arbeit als Vorleser zu verrichten. Was mir dabei durch den Kopf ging, liefert eines Tages Stoff für mindestens eine Kurzgeschichte. Dann ging es hinaus, und eine weitere Runde Labsal mit herzhaftem Speis und Trank wartete auf alle, die der Einladung des FCU Marine Corps Folge geleistet hatten. In der nächsten Leserunde ließen Anke und ich unser Publikum an einem utopischen Roman teilhaben, den wir gerade schreiben – und der demzufolge auch noch keinen Schluss hat.

Quasi als Entschädigung für diesen gnadenlosen Cliffhanger präsentierten wir in der letzten Vorleserunde drei Kurzgeschichten aus unserer Feder.

Ehe wir uns versahen, war es draußen dunkel geworden – und schon nahte der unausweichliche wie absolute letzte Scheidebecher. Irgendjemand musste barbarisch an der Uhr gedreht haben. Schnell halfen alle mit, diesen Ort wieder gefechtsbereit zu machen und in seinen Urzustand zurückzuversetzen. Zum Lohne fanden Anke und ich einen gut gefüllten Hut vor, für dessen Inhalt wir uns herzlichst bedanken – überhaupt verneigen wir uns an dieser Stelle vor allen, die diese für uns einzigartigen Stunden ermöglichten und das Janze in völlig ehrenamtlicher Arbeit (mit knallharter Betonung der ersten Silbe!) sicherstellten:

Dr. Henry danken wir für die überaus großzügige Gastfreundschaft und ihm wie seiner liebreizenden Assistentin für die Betreuung während der gesamten Veranstaltung. Dr. Henry ahnte stets genau, welche Sitz- oder Liegeposition der jeweilige Text erforderte.

Christel und Peter aus dem Hause Meckatzer danken wir im Namen der gesamten Besatzung des U-1966 für die Versorgung mit dem besten aller Biere, unserer Basis Marinehaus und Kombüsenchef Obermaat Stefan für die Versorgung mit herzhaften Gaumenfreuden, für die der Name Imbiss viel zu gering erscheint.

Ebenso danken wir den Meckatzer Freunden Preußen und dem Vermessungsbüro Heller Briesovsky für all die mitunter aufreibende Arbeit der Planung, Organisation und Sicherstellung der Veranstaltung – und dem Ehren-Crewmitglied wie hauptamtlichen Praktikanten unseres Schwesterschiffs Viktoria, dem Berliner Cartoonisten Sam Paff für die Erstellung eines Kunstwerks, für welches wiederum der Name Eintrittskarte so gänzlich tiefgestapelt ist.

Anke und ich werden diesen Tag niemals vergessen – und wir hoffen, dass auch alle Beteiligten und Gäste Spaß dran hatten. Ein Hoch auf unsere Crew, unser Marine Corps, unseren Verein: Eisern Union!

Ein Gedanke zu „Lesung von einem Zahnarztstuhl

  1. Super – der Beitrag macht die Veranstaltung rund. Super zusammengefaßt. Ich würde mich freuen, wenn wir hier an diesen unseren ersten Versuch anknüpfen könnten. Mit soviel positiver Resonanz hatte ich nicht rechnen können. Man bin ich Stolz auf meine Crew! Und dankbar für dieses Erlebnis mit für mich auch neuen bisher unbekannten Menschen. Einfach wunderbar …

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