Himmelfahrt 2022

Himmelfahrt 2022

Tagesbefehl 22-05-26 vom Kaleu:

Gefechtsbericht von Seekadett Nussbücker
„Unter Wasser, ohne nass zu werden!“, lautete das Motto unserer Feindfahrt anlässlich des unter dem Decknamen „Vatertag“ bekannten Feldzugs, dessen siegreiche Beendigung wir als fester Bestandteil des FCU Marinecorps zu gewährleisten hatten.

Zunächst einmal traf sich die Besatzung in unserer Basis Zühlsdorf, wo Obermaat Stefan nicht nur gemäß Kommandanten-Befehl die durchzuführende Feindfahrt minutiös geplant, sondern zudem zusammen mit seiner Gefährtin Petra aus unserer Basis Haus der Marines ein kräftigendes Frühstück vorbereitet hatte. Unsere Henkersmahlzeit sozusagen. Niemand wusste, in welcher Truppenstärke wir die heute zu bewältigende Gefechtsaufgabe am Ende meistern würden. Gab es doch gerade im Vorjahr heftige Verluste … Zumal wir die meiste Zeit, für uns Seebären völlig ungewohnt, über Wasser kämpfen würden.

Nun denn, bestens gestärkt mit feinstem Meck und erlesenen Schmakazien bestiegen wir unsere Kampffahrzeuge und gingen es an. Unsere erste Etappe – ich gebe zu, dieser Kampfeinsatz ließ mich an eine Radfernfahrt aus längst vergangenen Friedenszeiten denken – führte uns über teils unwegsames Gelände und unter dem Applaus zahlreicher Schaulustiger, zu einer Liegewiese am See, die nur mit entsprechendem Ticket betreten werden durfte. So zumindest vermeldete es das uns empfangene Schild. Da wir uns jedoch im Kampfeinsatz befanden, konnten wir auf derlei Anweisungen keine Rücksicht nehmen. Die Truppe um Kapitänleutnant Heller sicherte das Gelände und machte Quartier, während Maat Christian und ich uns Proviant organisierten.

Das uns hier angebotene Bier war zwar sehr teuer, dauerte jedoch, was seine Zapfung betraf, erstaunlich lange. Somit glich sich alles wieder aus. Misstrauisch beäugt von der um den gesamten See herum bekannten Wirtin, biwakierten wir ordnungsgemäß im Freisitz, um hernach in voller Truppenstärke jene eingangs erwähnte Wiese zu betreten. Das war notwendig, da wir unserem auf ihr gestrandeten Schwesternschiff zur Durchführung eines Fototermins einen Besuch abzustatten hatten.

Alsdann bestiegen wir erneut unsere Muskelkraft-Fahrzeuge, um die zweite Etappe der Feindfahrt in Angriff zu nehmen. Zahlreiche Glückwünsche unserer Arbeit wie dem hervorragenden Aussehen unserer Uniformen entgegennehmend, brachen wir durch Wald und Flur. Inmitten zahlreicher Baumriesen lag unser zweiter Kampfplatz, herrlich am Ufer des Stolzenhagener Sees gelegen. Hier übermannte mich die Erinnerung an meinen ersten Besuch dieses Ortes vor nunmehr 38 Jahren, dass ich gar nicht anders konnte, als unserem Tagesbefehl zuwider zu handeln. Nachdem ich mich unserer vielgelobten Uniform entledigt hatte, stürzte ich mich in die erfrischenden Fluten – und war nun, ich gebe es zu: Unter Wasser & völlig nass!

Nach dem Empfang meiner Rüge durch unseren Kommandanten konnte ich bereits wenige Augenblicke später aus seinem Munde und mit vor Stolz geschwellter Brust die Belobigung für meine perfekt vorbildliche Anzugsordnung entgegennehmen.

Nach dem gemeinsamen Leeren der von Obermaat Stefan mitgeführten Gefechtsnahrung schwangen wir uns mit frischem Mut auf unsere Kampfgefährte, um uns erneut durch Wald und Flur auf vielbefahrene Wandlitzer Verkehrswege durchzuschlagen. Ohne jedwede Verluste erreichten wir den Wandlitzsee und bald darauf unseren nächsten Einsatzort: das Wandlitzer Brauhaus! Eine Legende erzählt, dass das hier hergestellte Grundnahrungsmittel seine Kühle wie Reife am Grunde besagten Sees erlange.

Der Feind hatte das Schlachtfeld zunächst noch völlig unter Kontrolle. Überaus lautstark empfing er uns mit markerschütternder Kampfmusik seiner elektronisch verstärkten Bodentruppen. Wir aber ließen uns durch nichts und niemanden aufhalten. Kapitänleutnant Heller beschlagnahmte umgehend größere Mengen Flüssigverpflegung, während wir, Maat Christian voran, im Tanzschritt das Schlachtfeld erstürmten. Die Gegenwehr des Feindes war nur von kurzer Dauer, wobei wir unerwartete Verstärkung erhielten.

Das Mädchen-Bataillon des mit uns offenbar befreundeten Eintracht Wandlitz-Regiments hatte gerade den Landespokal im Fußball gegen den scheinbar übermächtigen Gegnerinnen von Turbine Potsdam errungen – und eroberte nun im Sturm auch hier das Terrain. Gemeinsam in der allseits gefürchteten Polonaise-Formation vorrückend, konnte der Sieg nur unser sein.

Nachdem auch das gegnerische Musikcorps unter unsere Gewalt gebracht ward, sangen wir gemeinsam unser aller gemeinsame Hymne: „Eisern Union!“ Angemessener und würdiger konnte kein Sieg besungen sein!

Doch weiter ging unser Kampfauftrag – und nun zeigten die schier übermenschlichen Strapazen dieser Feinfahrt auch in unserer kampferprobten Besatzung erste Wirkung. Ein im krassen Gegensatz zu uns mit bodenloser Gemeinheit agierender Gegner beschoss uns aus der Deckung des Waldes heraus und brachte damit Obermaat Stefan und mich zu Fall. Schwerstens verwundert, gaben wir noch einmal alles und erreichten tatsächlich den nächsten Einsatzort mit noch immer voller Truppenstärke.

Das am Zühlsdorfer Bahnhof unser harrende Gefecht erwies sich als eines der schwersten unserer jüngeren Geschichte. Zwar konnte auch hier am Ende der Sieg nur der unsere sein, doch verloren wir dabei mit Maat Christian einen unserer tapfersten Krieger. „Kämpft weiter!“, lauteten seine vorletzten Worte, „tut’s für mich!“, seine allerletzten, bevor wir ihn schweren Herzens dem Lazarettzug übergaben.

„Nun zurück zur Basis!“, lautete nun der Befehl unseres Kommandanten – und wohlan, wir gingen umgehend daran, ihn in die Tat umzusetzen. Mit letzter Kraft erreichten wir selbige, doch hier musste nun auch der unerschrockene Maat Marian, einer unserer schlagkräftigsten Kämpfer, den Strapazen dieses grandiosen Siegeszugs von U-1966 Tribut zollen. Ungebrochen, doch unwiderruflich am Ende seiner Kräfte angelangt, sank er aufs Lager, übergab er sich in des Schlafes göttliche Hände.

Nunmehr nur noch zu dritt, werteten wir die Ereignisse dieses Tages aus, bevor nach einem letzten gemeinsamen Whisky auch ich an jenen Punkt gelangt war, an welchem ich die Segel streichen musste. Schwerstens verwundet, doch innerlich ungebrochen, übergab ich mich selbst dem letzten Lazarettzug. Ich schied mit der unumstößlichen Gewissheit: Unser Kapitänleutnant und Obermaat Stefan würden die Friedenswacht für uns alle bis zum Morgen aufrechterhalten. Einem Morgen, an dem den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes die Sonne scheinen würde. Geradewegs so, als wäre nichts geschehen. Nur wir allein wissen um die Härten der von uns so überaus siegreich geführten Gefechte dieses für die Menschheit so wichtigen Tages. Getreu unserem Motto: „Besoffen, doch als Friedensheld!“

Logbucheintrag 2022-05-26 Seekadett Nussmann


Ergänzung zum Logbucheintrag 2022-05-26:
Zunächst einmal ein ganz riesen Dank und Kompliment unserem wackeren Literaten Nussmann, der selbst ohne Beinkleider Herr seiner Sinne eifrigst Notizen niederschrieb, um diese dann (wieder beinbekleidet) nach einer fulminanten Schlacht um Wandlitz wie ein Dauerfeuer an Pointen in ein Meisterwerk der hohen deutschen Seefahrts-Literatur zu verwandeln!
Doch auch unsere beiden abkommandierten Marines Tilo und Seku machten einen super Job! Maat Tilo wurde vom Kaleu in das Kleinwalsertal geschickt. Manch einer mag dabei an leckeres Bier, herrliche Berge, traumhafte Landschaften, Urlaub, ja sogar an Erholung denken. Was ganz sicher auch hin und wieder so manch Zivilist sich zu eigen macht. Anders unser Maat! Voller Diensteifer ließ er die Crew an seinem Dienst teilhaben. Immer wieder gab er durch verschlüsselte Nachrichten der Eliteeinheit um Wandlitz das Gefühl, dass vom Dreiländereck (Bregenz-Tirol-Bayern) absolut keine Gefahr drohe! Sollte doch ein feindlicher Angreifer (meist als gutgelaunter Touri getarnt) einen Versuch des Durchbruchs starten, wurde er umgehend zu einem Stiegl-Bier eingeladen. Nun ja, da versteht unser Maat absolut keinen Spaß! Danke lieber Maat Tilo für deinen unermüdlichen Einsatz!

Für unseren Leutnant ließ sich der Kaleu etwas ganz besonderes einfallen: Getarnt als Ehepaar auf Silberhochzeitsreise schickte er den Leutnant nebst Frau Gemahlin auf auch für ihn bis dato unbekanntes Terrain. Mit der Aufgabe, die Fernpassstraße B179 in Oberpinswang zu sichern. Denn die Straße im Bezirk Reutte in Tirol ist sehr bekannt für feindliche Durchbrüche nach Wandlitz. Ihre territoriale Lage mit dem Übergang zur BAB 7 wird immer wieder von feindlichen Aktivitäten missbraucht. Aber auch an besagtem Vatertag gab es kein Durchkommen. Selbst auf dem Koflerjoch war er äußerst wachsam und lud einen sich nähernden (potentiellen) feindlichen Kundschafter auf ein Gipfelbier ein. Somit war dieser außer Gefecht gesetzt und die nachrückenden Bataillone drehten völlig hilflos wieder ab! Die Meldung ging unverzüglich an den Kaleu, der somit die an seiner Seite wacker kämpfenden Marines weiter motivieren konnte. Danke Leutnant Seku!

2 Gedanken zu „Himmelfahrt 2022

  1. Wahnsinnige Einträge in unserem Logbuch. Da erinnerten sich doch gerne auch an die Passagen, die bereits im Hochprozentigem versunken waren. Danke Euch und immer wieder gerne… mit Euch und gegen wen, egal !

  2. Ihr seid schon eine echt jeile Truppe, dann kann man einfach nur den Hut ziehen, / sofern man einen hat, virtuell fühle ich mich eingeladen….., es war sicherlich ein tolles Erlebnis …., bleibt so wie Ihr seid, genießt das Leben und bleibt immer schön gesund…, eiserne Grüsse in die Runde Krolli

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