Der Wahnsinn geht weiter

Der Wahnsinn geht weiter

LOGBUCHEINTRAG 2022-10-30

Am heutigen Tage überschlugen sich alle Ereignisse. Der Schreiber dieses Logbucheintrages versucht alles in seiner Macht stehende, diesen WAHNSINNSTAG chronologisch zu sortieren und alles bestmöglichst irgendwie in Worte zu kleiden. Eine absolute Herkulesaufgabe. Ob es am Ende funktioniert hat, entscheidet einzig und allein der Kaleu! Na jut, maximal noch Admiral Fischer. Aber selbiger wird nach dem heutigen Spiel froh sein, nach einem Gläschen Rotwein siegestaumelnd in seine Koje zu verschwinden. So, nun also alle Brillen jeputzt und absolute Aufmerksamkeit beim Lesen der folgenden Zeilen:
Samstag, 29.10.2022. 2234!!!! Mitten in der Nacht! Längst war die fällige Nachtruhe befohlen, als unser immer wackerer Kaleu den Tagesbefehl für das Gladbachspiel in die Runde warf! Als die Marines am nächsten Morgen nach dem Frühsport (Sportzeug kurz! Und das Ende Oktober! Kaum zu glauben!) den Befehl entgegennahmen, herrschte zunächst etwas Ratlosigkeit:
– Wird der „Alte“ (in diesem Falle ist der Kaleu gemeint) langsam senil?
– Warum schreibt er tief in der Nacht den Befehl?
– War da etwa Alkohol im Spiel?
Selbst Herr Leutnant war etwas unsicher. Doch nach einem Telefonat war schnell klar, dass unser Kaleu in einfach unglaublicher Voraussicht diesen Befehl des Nachtens verfasste, um am „Tage X“ von der ersten Sekunde an toppfit zu sein und dann in jeder einzelnen Sekunde volle Kampfeskraft den Fohlen aus Mönchengladbach entgegenzuwerfen! Ein absolutes Musterbeispiel unser Kaleu. Diese Weitsicht! Während die Marines im Schlaf der Gerechten auf den Kopfkissen so manch wahnsinnigen Träumen wie Meisterschale ausgeliefert waren, bastelte Herr Kaleu am Einsatzplan. Und so sah er dann am Ende aus:

Natürlich war nun jedem einzelnen Marine klar, was er fortan zu tun hatte, um mit einem Sieg gegen die Mannen aus Gladbach die Tabellenführung zurückzuerobern! Das muss man sich vorstellen, in unserer vierten Bundesligasaison reden wir hier von der Rückeroberung der Tabellenführung gegen keinen geringeren als Borussia Mönchengladbach!!! Und das am 12. Spieltag! Werden wir doch alle langsam seekrank und drehen durch??? Haben Orkan und Skorbut doch Wirkungen hinterlassen?
Kaleu Christian fasste die Anreise wie folgt zusammen:
Als Kaleu hat man Verantwortung und noch schlimmer man muss immer Vorbild sein. Sonntag Mittag ging der Kaleu zur planmäßigen Abfahrt S-Zeuthen mit Dienstuniform, Ausweispapieren, Trinkgeld-vorsortiert, Hausschlüssel, Eintrittskarte, Flasche Whisky (hat Coe 2.0 bei mir bestellt), Unionschal nicht vergessen. Auf Bahnsteig sind komische Leute, so mit Masken – au Sch…, Maske vergessen. Da kam die volle Vorbildwirkung zum Einsatz. Wieder zurück und Maske geholt in Rekordzeit. S-Bahn trotzdem nicht erreicht. Dafür Bild von lustigen Trinkern im Coe 2.0 (Sam, Christian, Tilo usw.) erhalten. Super. Na gut – eben eine Bahn später. Alles planmäßig. Ankunft im Coe 2.0… 1310. Statt Weizen ein Pils bekommen – auch egal. Erst ein Pils, dann noch ein Weizen mit erhöhter Geschwindigkeit. Welt wieder in Ordnung. dazu erste Kontakte mit feuchtfröhlichen Gladbachern, die Christian mitgebracht hat. Alles freundliche Leute, die gerne ihre Punkte in der AF lassen, um die Bayern auf Abstand zu halten. Unsere Feindfahrt war somit erstmal gescheitert. Weg zum Stadion am Zugang Gästeblock vorbei mit ebenso friedliebenden Gladbachern gesäumt. Touch Downs. Wir freuten uns auf ein schönes Spiel unter ehrlichen Fußballfans. Vorgeplänkel wie immer.
Soweit die Vorbereitungen im Coe. Seekadett Nussmann meldete Observation an der Ostseeküste als erfolgreich! Keinerlei feindliche Aktivitäten. Obermaat Marian war für die Sicherung der Südflanke eingeteilt. Und Smutje Stefan hatte abermals Küchendienst im Hauptquartier. Hier sollte sich die Besatzung mal ernsthaft Gedanken über eine Versetzung machen. Zumindest temporär bei einem Heimspiel. Ja und schließlich bliebe noch General Seckler von der 1966-Panzerdivision Stützpunkt Augschburg. Hier nun ein paar fotodokumentarische Hinterlassenschaften:

Bliebe noch der Herr Leutnant. Sein heutiger Einsatz gestaltete sich deutlich schwieriger als erwartet! Seine Aufgabe war eigentlich recht simpel: Sicherung der Illerschleife. Eigentlich Routine. Was so lapidar klinkt, ist aber nicht immer gar nicht so einfach! Abermals als Familienausflug getarnt, musste unser Leutnant feindliche Aktivitäten rund um den Grünten überwachen! Und das war verdammt wichtig!!! Einzig der Umsichtigkeit unseres Leutnants ist es zu verdanken, dass von der Iller her nichts Dramatisches passierte. Sein Problem nur, dass er mit dieser Aufgabe ein extrem hohes Maß an Verantwortung mit sich trug. Denn vom „Wächter des Allgäus“ (so wird der Grünten im Volksmunde genannt) glaubte er, feindliche Zusammenrottungen auszumachen. Und zwar genau an der „Neumayr Hütte“. Ohne jetzt strategische Interna zu verraten, aber wenn es rund um besagte Hütte brodelt, dann droht wirkliche Gefahr! Und sehr wahrscheinlich spürten das die Matrosen um Admiral Fischer! Denn die Borussia aus Gladbach führte zur Halbzeit mit 1:0. Doch dazu später mehr. Zurück zur Hütte. Familie Leutnant also strammen Schrittes vom Jägerdenkmal zur Hütte. Schnell war das Problem ausgemacht: Es standen lediglich zwei Damen als Bedienung zur Verfügung. Da war natürlich Stress vorprogrammiert. Und in dieser Phase muss auch das Tor in der Alten Försterei gefallen sein. Jedenfalls konnte Familie Leutnant die Situation entschärfen, gab „GRÜNES LICHT“ zum Kaleu und konnte erstmal ein leckeres Engelbräu genießen. Dazu einen Wurst-Käseteller… Leutnant Seku war sichtlich zufrieden. Auch wenn die zeitliche Gesamtsituation ein heimisches Fußballkieken nicht mehr zuließen. Aber im Tagesbefehl hieß es ganz eindeutig: „Order ist Order! Befehl ist Befehl! Schnaps ist Schnaps!“ Daran hielt sich der Leutnant. So sah es dann rund um den Brandherd im Oberallgäu aus:

Nun aber zum eigentlichen Geschehen im Stadion An der Alten Försterei: Schiedsrichter Harm Osmers pfiff die Partie pünktlichst um 1530 an. Unsere Mannschaft begann zunächst druckvoll. Prompt folgte die erste Großchance für unsere Mannen. Flanke von Julian, Janik zieht sofort ab. Traf aber leider nur den gegnerischen Verteidiger. Mist. Bis zur 23. Minute taten unsere Gäste recht wenig in Sachen Offensive. Dann bekamen sie einen Freistoß zugesprochen. Plea zirkelt den Ball über die Mauer hinweg Richtung Dreiangel. Aber Freddy segelte durch die Berliner Nachmittagsluft und faustete das Leder zur Ecke. In der 29. Minute dann das 1:0 für unsere Jungs! Rani fällt der Ball vor die Füße. Seinen Schuss fälschte Sherry dann noch unhaltbar ab. Riesen Stimmung in der Försterei! Doch dann der Schock. Der VAR prüfte das Tor und entschied auf Handspiel unseres Toppstürmers. Ach nö, watt ne Schei… Aber Mund abputzen und weitermachen! In der 33. Minute Ecke Gladbach. Kopfball Elvedi. Tor. 0:1. Na dufte. Konnte ja nicht anders sein. Und nur vier Zeigerumdrehungen weiter beinahe das 0:2. Das wäre dann ja das i-Tüpfelchen. Aber der Kopfball landete zum Glück auf dem Tordach. Puh. Durchatmen. Bis zur Halbzeit passierte dann nur noch sehr wenig. Mit leicht hängenden Köpfen schlichen unsere Götter in die Katakomben.
Um 1633 ging es weiter. Unsere Mannschaft zunächst unverändert. Auch der Borussen-Coach sah noch keinen Grund zum Wechsel. Warum auch? Immerhin führte der Tabellenzehnte beim Spitzenreiter. Auch wenn unsere Unioner zu diesem Zeitpunkt „nur noch“ Zweiter waren… Einfach irre diese Konstellation. Zunächst war nicht viel los auf dem Rasen. Gladbach tat nicht viel nach vorn, wollte die Hausherren ganz offensichtlich locken. Dreifachwechsel der Eisernen in Minute 59: Svenne für Jordy, Trimmi für Tymek und Genki für Andras. Tohuwabohu im Fohlenstrafraum in der 67. Spielminute: Zunächst Sherry per Hinterkopf (war wohl Abseits?), Trimmi flankte, totale Unruhe. Schließlich kam Jule zum Abschluss. Aber Marv konnte klären. Menschenskinder, hätte er da nicht einfach den Ball vorbeilassen können? So als Fußballgott? Nun, weiter ging es. In der 74. Minute Doppelwechsel durch unseren Admiral. Jamie für Janik und Behre für Becks. Noch blieb ja ein Viertelstündchen. 2 Minuten später zimmerte Svenne die Kugel auf das Tor der Gladbacher, jedoch nicht präzise genug. Zu diesem Zeitpunkt gingen die Spielanteile ganz klar an unsere Mannschaft. Nur ein klitzekleines Törchen fehlte. Das änderte sich in der 79. Minute. Diogo im Mittelfeld. Suchte einen Anspielpartner. Da sich niemand fand, schlug er den Ball in den Strafraum. Behre geht mit allem rein was er zur Verfügung hat und köpfte den Ausgleich. Nebenbei hatte er noch die Faust von Sippel mitten im Gesicht. Aber das störte diesen Typen nicht die Bohne! Einfach aufstehen und weitermachen. Wahnsinn der Mann!!! Und dann kam die 86. Minute: Jule mit dem langen Ball von links und Trimmi nickte ein. Die Försterei stand Kopf! Spiel gedreht! 2:1 und nur noch wenige Minuten zu spielen. Aber Pustekuchen. Scheinbar lag eine Abseitsstellung vor, sodass der Treffer aberkannt wurde. Unglaublich. Aber es gab weitere 6 Minuten obendrauf. Dann die letzte Ecke des Spieles. Kurzer Ball auf Jamie. Er schlenzte den Ball in den Strafraum. Danhilo kam angerauscht und wuchtete selbigen in das Netz. Was danach abging, das kann hier nicht in Worte gefasst werden. Jedenfalls wurde das Spiel nicht mehr angepfiffen und wir standen wieder auf Platz 1 der Bundesliga. Es ist einfach unheimlich, unfassbar, unbeschreiblich, un….

Fazit: Auf das Flottenkommando und die gesamte Crew war absolut Verlass. Ein jeder ging über sich hinaus! Ob ganz hoch oben im Norden, oder aber knapp 1000km entfernt im Oberallgäu, oder aber Ehrentribüne, Sektor 2, Sektor 3, Kombüse oder in Marienfelde. Und natürlich die Protagonisten auf dem heiligen Geläuf. Ein sensationeller und vor allem denkwürdiger Fußballnachmittag. Und wir stehen wieder JANZ WEIT OBEN!!!! Kaleu Christian fasste den restlichen Abend gewohnt knapp, dafür sehr präzise zusammen:
Rückweg zum Coe 2.0. Abklatschen mit Gladbachern, die uns das alles von ganzem Herzen gönnen. Unglaublich! Durstige Gladbacher in unsere Kneipe entführt und Sieg mit diversen Bieren und Pfeffis gefeiert. Die Gladbacher kamen aus irgendeinem Dorf (450 EW) in Bodenseenähe und wie nicht anders zu erwarten: Meckatzerfans! Verbrüderung und Treffen zum Frühlingsfest vorgemerkt. So ging der Abend dann wieder etwas länger und ich habe trotzdem arbeitsbedingt die Kurve rechtzeitig bekommen. So war ich total glücklich 23 Uhr zu Hause und um die Erfahrung reicher: Alle Bundesligavereine, fast alle, gönnen dem FCU die Tabellenführung und geben gerne ihre Punkte ab, nur um die erneute Bayerndominanz zu durchbrechen. Also wurde aus der Feindfahrt eher eine Flottenübung! U.N.V.E.U.
Der Knappheit seiner Ausführungen kann entnommen werden, dass er gedanklich schon am Dienstplan für das schwierige Donnerstagspiel grübelt. Hier nun noch ein paar fotographische Ergänzungen:

Ein Gedanke zu „Der Wahnsinn geht weiter

  1. Freigabe erteilt für einen sehr sehr ausführlichen Bericht und eines unvergesslichen Tages zur ewigen Erinnerung. Ich bin einfach äußerst beeindruckt von soviel literarischer Fähigkeit … Dafür meinen Dank. Ich hoffe ich kann das dem besten Ltn.z.See irgendwann mal heimzahlen. Und das angemessen zu tun wird eine Mammutaufgabe, größer als jeder Sieg über diese Lederhosenträger! Also vorerst nur mein Dank!

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